Foto: Christian Lendl
Landesverwaltungsgericht erteilt Haiming die Genehmigung zur Umwidmung von 12 ha wertvollem Forchetwald – Bürgerinitiative beklagt unwiederbringlichen Verlust eines einzigartigen Naturjuwels und fordert Trendwende hin zu schonender Raumplanung, sowie Ausweisung des verbleibenden Forchetwalds als Naturschutzgebiet
Haiming/Innsbruck, am 18. Dezember 2020. Das Forchet ist der letzte verbliebene Naturwald im Talboden des Tiroler Inntals. Bereits vor sieben Jahren hat sich hier die Bürgerinitiative „Schützt das Forchet“ gegründet, da jährlich mehrere Hektar Forchetwald der Siedlungserweiterung zum Opfer fallen. Nun wurde der Gemeinde Haiming vom Landesverwaltungsgericht die aufsichtsbehördliche Genehmigung für sein neues örtliches Raumordnungskonzept erteilt. Dieses sieht die Umwidmung von weiteren zwölf Hektar (das entspricht etwa 16 Fußballfeldern) wertvollem Forchetwald vor. Sprecherin der Bürgerinitiative und Naturschutz-Expertin DI Marianne Götsch dazu: „Diese maßlose Umwidmung ist ein Schlag ins Gesicht für den Naturschutz in Tirol. Mit diesem Eingriff ins Forchet gehen weitere zwölf Hektar Naturwald als wertvolles Ökosystem, Kohlenstoffspeicher und Erholungsraum für immer verloren. Dringender denn ist die lange versprochene Ausweisung des verbleibenden Forchetwalds als Naturschutzgebiet.“
Transparenz und Bürgerbeteiligung gefordert
„Was wir über die letzten Jahre beobachtet haben war zum einen die fortschreitende Abholzung des Forchetwalds, und zum anderen eine intransparente Vorgehensweise und mangelhafte Einbindung der Bürgerinnen und Bürger von Seiten der Gemeinde“, so Marianne Götsch, „Gleichzeitig wurde immer deutlicher, dass die Haimingerinnen und Haiminger ihren Wald für die Natur und für ihre Kinder bewahren wollen. Das Versprechen des Naturschutzgebiets Haiminger Forchet darf deshalb kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss jetzt mehr denn je in die Tat umgesetzt werden.Naturjuwel in Gefahr
In ganz Österreich sind nur noch 11 Prozent der Waldfläche in einem derart naturnahen Zustand, wie der aktuelle Waldbericht des WWF Österreichs zeigt. Das Forchet, ein lichter Kiefernwald, der auf dem Bergsturz des Tschirgant-Massivs entstanden ist, bietet Zuflucht für mehrere geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Darunter befinden sich zwölf gefährdete Orchideenarten wie etwa die Fliegen-Ragwurz, sowie die europarechtlich geschützte Mopsfledermaus. Seine Lage inmitten des dicht besiedelten Inntals macht den Forchetwald zudem zu einem wertvollen Naherholungsraum. „Das Forchet ist ein Naturjuwel von österreichweiter Bedeutung“, so Marianne Götsch, gebürtige Haimingerin, „wir tragen Verantwortung für dieses Naturerbe, weshalb wir unseren Umgang mit Natur und Boden dringen überdenken und den verbleibenden Forchetwald schützen müssen.“ Auch die Landesumweltanwaltschaft, der zuständige Naturschutzsachverständige sowie lokale GemeindebürgerInnen haben sich bereits mehrfach für den Schutz des ökologisch einzigartigen Forchetwalds ausgesprochen.Verschwenderischer Umgang mit Natur und Boden
Allein binnen von neun Jahren wurden in der Gemeinde Haiming 26 Hektar Forchetwald für Siedlungs- und Gewerbegebiet gerodet. Dabei ist Haiming unter den tirolweiten Spitzenreitern was die Hortung von Bauland anbelangt: Ganze 30 Hektar gewidmetes Siedlungs- Gewerbe- und Industriegebiet liegen bereits als ungenützte Baulandreserven vor. Das ist mehr als doppelt so viel Fläche wie nun neuerdings auf Kosten der Natur im Zuge des neuen Örtlichen Raumordnungskonzepts umgewidmet wurde. Obwohl Haiming bereits über ausgedehnte Gewerbegebiete und leerstehende Flächen verfügt, soll etwa der Gewerbepark „Ötztaler Höhe“ inmitten des Forchetwalds zusätzlich erweitert werden, was auch vom raumplanerischen Amtssachverständigen kritisch gesehen wird.Rückfragehinweis:
DI Marianne Götsch
Sprecherin der Bürgerinitiative Schützt das Forchet
forchet@posteo.de
www.schuetzt-das-forchet.org
www.facebook.com/forchet
siehe auch Link zur vollständigen Presseaussendung der Bürgerinitiative, inkl. Fotos,
sowie Presseaussendung des WWF Österreich, welcher die Umwidmung des Forchets, letzter Naturwald des Inntals, als"drastisches Negativbeispiel für Flächenfraß" kritisiert und grobe Versäumnisse in der Raumordnung ortet.